GRUNDLAGEN
Biologische Systeme - gleich welcher Art, ob Zelle oder Molekül, Einzeller oder Mehrzeller, Grashalm oder Stein - sind offene Systeme: Sie stehen in permanenter Interaktion mit ihrer Umgebung. Erkenntnisse der klassischen Naturwissenschaften haben für biologische Systeme nur untergeordnete Bedeutung. Biologische Systeme sind grundsätzlich geprägt von Informations- und Energieaufnahme, Transformation dieser Energie und Information sowie - entsprechend verändert - deren Weiterleitung. Daher lassen sich die Vorgänge in biologischen Systemen nicht durch Versuchsanordnungen, die in einem abgeschlossenen Raum biologische Entwicklungen nachstellen, berechnen und imitieren.
Die Ordnungsstrukturen eines biologischen Systems sind nur dadurch aufrecht zu erhalten, dass permanent Energie und Information zugeführt werden. Genau diese Informationen, die aus der Umgebung des biologischen Systems kommen, sind es, die dieses System am Leben erhalten und entsprechend beeinflussen. Darüber hinaus gibt das biologische System Energie und Information in geänderter und geeigneter Form wieder ab. Es gibt demnach kein statisches Verhalten eines belebten Systems: Ein biologisches System befindet sich in einem permanenten Fließgleichgewicht.
Aus der klassischen Naturwissenschaft wissen wir, dass sich in einem abgeschlossenen System bei Energiezufuhr die Ordnungsstrukturen allmählich auflösen (Entropie). Auch dies ist ein klassisches Beispiel dafür, dass diese Erkenntnisse auf die Biologie nicht zutreffen. Denn die Zufuhr von Energie und Information ist für biologische Systeme geradezu existentiell wichtig, um Ordnungsstrukturen höheren Grades aufbauen zu können. Bei geeigneter Zufuhr von Energie kommt es in der Natur also nicht zu einer Zunahme der Unordnung, sondern vielmehr in der Natur zur Bildung höherer Ordnungsgrade (Autopoiese).
Auch der Mensch befindet sich in einem permanenten Fließgleichgewicht, wobei er laufend Energie aufnimmt und diese in geänderter Form wieder abgibt. Er benutzt diese Energie, um die eigene Integrität aufrechterhalten zu können. Es lässt sich messen, dass der Mensch im Schnitt zwischen 27.000 und 36.000 KJ pro Tag abstrahlt. Die Zustrahlung aus kosmischer Energie (Sonnenenergie bzw. deren abgewandelte Formen) beträgt 21.000 bis 29.000 KJ. Die restliche Energie, die zugeführt werden muss, um ein ausgeglichenes Energieverhältnis zwischen Zu- und Abstrahlung zu erhalten, wird durch Nahrungsenergie aufgenommen. Das bedeutet, dass nicht einmal ein Drittel der vom Körper absorbierten Energie aus der Nahrung kommt - der Rest ist kosmische Energie. Das erklärt auch, warum fernöstliche Meditationsmeister oft über Wochen und Monate ohne jegliche Aufnahme von fester Nahrung auskommen.
Die Abstrahlung von 30.000 KJ entspricht der Abgabe von 1021 Photonen pro Sekunde vom menschlichen Organismus. Bei einem 10-mW-Laser werden 1017 Photonen pro Sekunde abgegeben. Dies zeigt, welch enormes Stimulans ein über mehrere Sekunden applizierter Laserstrahl am Akupunkturpunkt sein kann.
Die Systemtheorie der modernen Biophysik sieht Organismen und damit auch den Menschen als einen individuellen Mikrokosmos. Dieser Mikrokosmos steht in permanenter Interaktion mit dem ihn umgebenden Makrokosmos; er nimmt dabei ständig Energie in Form von Sonnenenergie bzw. veränderter Sonnenenergie auf und gibt veränderte Energie ab. Der Mikroorganismus selbst steht in einem Fließgleichgewicht und verändert sich ständig.
Der Aufbau organischer Mikrosysteme ist selbstähnlich, das heißt, man findet in Teilen des Mikrokosmos diesen in seiner Gesamtheit selbstähnlich abgebildet. Dies entspricht den fraktalen Systemen, die wir aus den Entwicklungen der Chaostheorie kennen. Die Fraktale Medizin benutzt verschiedene, zum Teil schon seit Jahrhunderten bekannte fraktale Systeme am menschlichen Organismus, wie z. B. das System der Ohrakupunktur oder auch die Fußreflexzonen, und verknüpft verschiedene Systeme. Dabei entstehen völlig neuartige diagnostisch-therapeutische Therapiekonzepte und therapeutische Möglichkeiten.
Die Akupunktur ist in ihren Grundsätzen im Sinne der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) eingebettet in die philosophische Welt des Taoismus. Im Taoismus ist man es gewohnt, eine permanente Beziehung zwischen Makro- und Mikrokosmos herzustellen. Die Erkenntnisse unserer modernen Biophysik sind in philosophischen Ansätzen im Taoismus seit Tausenden von Jahren enthalten. So wird jeder Mikrokosmos - also auch jedes lebendige Gebilde - als mehr als die Summe seiner Teile gesehen. Es wird als homogenes Ganzes betrachtet, das an seiner eigenen Integrität (Autopoiese) arbeitet und in einem permanenten Fließgleichgewicht steht.
Jeder Mikrokosmos steht mit seiner makroskopischen Umwelt in permanentem Informations- und Energieaustausch. In der taoistischen Philosophie und damit in der TCM wird dem Einfluss des makroskopischen Umfelds auf den Menschen entscheidende Bedeutung beigemessen. Laufend werden in der TCM Abläufe in der umgebenden Natur mit physiologischen und pathophysiologischen Abläufen im menschlichen Organismus verglichen bzw. gleichgesetzt. Beim Studium der TCM zeigt sich, dass man fast mit Akribie beobachtete, wie Veränderungen im Umfeld des menschlichen Organismus direkte Veränderungen in den physiologischen Abläufen des Organismus hervorrufen. Bei dieser philosophischen Betrachtungsweise zeigt sich in vielen Fällen, dass sich im Mikrokosmos, also auch im menschlichen Organismus, der Makrokosmos selbstähnlich projiziert. Diese Prinzipien ähneln in frappanter Weise jenen, die die Fraktale Medizin bei der Betrachtung des menschlichen Organismus (im Sinne eines Mikrokosmos) als Ordnungsstrukturen im Sinne einer Selbstähnlichkeit postuliert.